02.06.2022

 

Am 2. Juni 2022 wurden die Büroräumlichkeiten des neuen Beratungsangebotes BOSS - Berufliche Orientierung - Selbstbestimmt und Selbstbewusst der Öffentlichkeit präsentiert. Anwesend war auch die Referatsleiterin Dr. Iris Muth und ihre Mitarbeiterin Melina Gorges (Referat 402, Menschenhandel und ProstituiertenSchutzGesetz) vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Mitarbeiterinnen, eingeladene Behörden und Kooperationspartner*innen kamen nach den Grußworten und Danksagungen gemeinsam ins Gespräch zur Arbeit von BOSS.

 

Das Bundesministerium hatte 2021 eine bundesweite Ausschreibung gestartet für Projekte zum Ausstieg aus der Prostitution. BOSS ist dabei als eines von drei geförderten Projekten. STARK MACHEN e.V. ist stolz den Zuschlag bekommen zu haben und stellt nun ein landesweites Angebot für Sexarbeiter*innen zur Verfügung. Seit August 2021 arbeitet das vorerst dreijährige Beratungs- und Unterstützungsangebot für Sexarbeiter*innen in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Der Fokus von BOSS liegt neben allgemeinen niedrigschwelligen Beratungsthemen (Gesundheit, allgemeine Fragen zur Tätigkeit, psycho-soziale Beratung, Steuern und Sozialversicherung etc.) vor allem auf der Unterstützung und Begleitung bei der be-ruflichen Umorientierung von Sexarbeiter*innen.

 

Mit dem Unterstützungsangebot von SeLA - Beratungsstelle für Menschen in der Sexarbeit in Rostock führt STARK MACHEN e.V. seit 2014 eine umfangreiche Bedarfsermittlung durch. Die Anfragen gingen bereits seit 2017 mit Inkrafttreten des ProstituiertenSchutzGesetz weit über die Res-sourcen der kommunal durch das Gesundheitsamt der Hansestadt Rostock geförderten Beratungsstelle hinaus. Darauf machen die Mitarbeiterinnen von SeLA schon seit über vier Jahren die Landesregierung aufmerksam. Bisher ohne Erfolg. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein oder Thüringen ist eine Finanzierung eines M-V-weiten Hilfsangebot für Sexarbeiter*innen nicht vorgesehen.

 

Die Mitarbeiterinnen des Bundesmodellprojektes BOSS werden bis Juli 2024 vorwiegend in größeren Städten wie Stralsund, Wismar, Schwerin, Greifswald und Güstrow pro aktiv Unterstützung für Sexarbeiter*innen durch Aufsuchende Arbeit direkt an den Arbeitsstätten (vorwiegend Wohnungen) anbieten und eine damit landesweite Unterstützung anbieten. Langfristig ist es jedoch keine Aufgabe von Bundesmodellprojekten, fehlende Strukturen zu ersetzen.

 

Anlässlich des Welthurentages (2. Juni) machen wir besonders auf die vorwiegend vulnerable Gruppe der Sexarbeiter*innen aufmerksam. Am 2. Juni 1975 besetzten über 100 Sexarbeiter*innen eine Kirche in Lyon (Frankreich) um auf die prekären Arbeits- und Lebenssituationen von Sexarbeiter*innen aufmerksam zu machen. Noch heute wird Sexarbeit nicht als soziale Realität anerkannt und die Tätigkeit unterliegt einem gesellschaftlichen Tabu. Es ist daher besonders schwer notwendige Unterstützungsangebote zu installieren, wenn Politik und Entscheidungsträger*innen diese Zielgruppe ignorieren.

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